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Von Geburtstagen, Corona und Veränderungen

So aufregend wie der letzte Monat war, so langweilig war tatsächlich dieser. Aber das macht gar nichts, denn tatsächlich bin ich jetzt schon ein ganzes halbes Jahr hier in Schweden und deshalb lohnt sich ein allgemeiner Rückblick auf die bisherige Zeit, die bisherigen Erlebnisse und auf das, was sich verändert hat. Aber dazu später mehr.

Der Monat startete zunächst sehr vielversprechend, denn direkt am ersten Wochenende feierte eine Aupair-Freundin von mir hier ihren Geburtstag. Wir durften ihre Freundinnen aus Deutschland kennenlernen, die sie zu diesem Anlass besuchen kamen und gemeinsam verbrachten wir ein unglaublich schönen Geburtstagswochenende inklusive Anstoßen um Mitternacht mit Champagner im Jacuzzi (Ja, unsere Gastfamilien haben alle zu viel Geld :D). Direkt am nächsten Tag folgte dann auch schon mein 24. Geburtstags, der zunächst auch mit lieben Gesten und tollen Geschenken, sehr schön startete, dann aber ein recht abruptes Ende nahm, als meine Gastmutter mittags mit einem positiven Coronatest nach Hause kam. Ich weiß, momentan ist es wirklich nichts besonderes mehr, Corona zu haben und irgendwie kann es auch keiner mehr so richtig hören, aber es hat meinen Monat sehr geprägt, deshalb hier in Kurzform: Meine ganze Gastfamilie inklusive mir hat sich angesteckt und weil das leider alles mit leichter zeitlicher Verzögerung passierte, zog sich auch die Quarantäne entsprechend in die Länge. Aber ich versuche auch hier mal das Positive zu sehen: 1. Wir hatten zum Glück alle einen sehr milden Verlauf. 2. Ich bin in dieser Zeit nochmal sehr stark mit einer Gastfamilie zusammengewachsen. Wir waren alle zusammen fast zwei Wochen unter einem Dach und mussten alles so planen und organisieren, dass jeder auch mal Zeit für sich hat und es hat erstaunlich gut geklappt. Die Quarantäne ging deutlich schneller und besser um als erwartet und ich bin nochmal viel mehr Teil des Ganzen geworden. Auch meine drei Mädels quasi 24 Stunden um mich herum zu haben, war natürlich anstrengend, hat unsere eh schon besondere Verbindung nochmal intensiver gemacht. Als die Quarantäne dann schließlich vorbei war und wie alle wieder negativ waren, war ich so glücklich, dass ich meine Freundinnen wiedersehen und einfach wieder draußen sein konnte, dass mein Monat zwar nicht besonders aufregend, aber sehr schön zu Ende ging. Nun also zu meinem Rückblick auf 6 Monate Schweden. Ich durfte schon so viel erleben, so viele tolle Erfahrungen machen und so viele wunderbare Menschen kennenlernen. Und es hat sich so vieles verändert. Früher habe ich innerlich immer ein bisschen über die Menschen gelächelt, die erzählt haben, dass so ein Auslandsaufenthalt so viel mit einem macht. Aber ein bisschen was ist tatsächlich dran. Neben den offensichtlichen Dingen, wie dem Erlernen einer neuen Sprache, dem Kennenlernen einer neuen Stadt und einem anderen Land und zwar nicht aus der Touristenperspektive, sondern so richtig von innen heraus und das Eintauchen in eine andere Kultur und Lebensweise, passiert eben auch unglaublich viel in einem drinnen. Was hat sich also seit den letzten 6 Monaten verändert? 1. Mein Blick auf Zuhause. Ich weiß, ich habe schon oft erwähnt, wie dankbar ich bin, aber ich kann es einfach nicht oft genug sagen. Ich bin dankbar für den Kontakt nach Hause und für das Wissen, dass ich mit offenen Armen empfangen werde, wenn ich zurückkomme. Das ist nicht selbstverständlich und so unendlich wertvoll. Ich bin dankbar, dass ich weiß, wo ich hingehöre und wo mein Platz ist und dass ich dort immer willkommen bin. Am Ende bin ich doch nirgendwo lieber als Zuhause. 2. Meine Zeit und meine Erfahrung hier. Ja, auch das hat sich mit der Zeit verändert. Die ersten drei Monate waren einfach nur aufregend. Voller neue Eindrücke, Erlebnisse und Glücksmomente. Da habe ich fast keine Zeit daran verschwendet mal länger an Zuhause zu denken und hab einfach nur genossen. Doch dann kam eben irgendwann auch der Alltag und die Erkenntnis, dass auch hier nicht alles perfekt ist. Es kam das erste Heimweh und die Sehnsucht nach der Komfortzone. Es kamen wunderschöne, aber eben auch ganz normale und nicht so schöne Tage. Und das ist so wichtig! Denn an purem Glück würde man wahrscheinlich viel weniger wachsen. Das wertvolle an dieser Erfahrung besteht ja auch darin, dass man es alleine, oder mit Menschen, die man eigentlich noch gar nicht so lange kennt, schafft, sich aus den etwas schwierigeren Zeiten herauszuholen. Hier ist auch längst nicht mehr alles völlig neu. Die Wege, die man regelmäßig nutzt, geht man jetzt schon mit einer gewissen Selbstverständlichkeit und die Umgebung fühlt sich immer heimischer an. Auch das Verhältnis zu der Gastfamilie hat sich verändert. Am Anfang hat man, egal wie wohl man sich schon gefühlt hat, immer noch viel überlegt, ob man dies und das jetzt machen oder nehmen soll, oder ob man dies und das jetzt erzählen oder sagen soll, oder ob das irgendwie komisch wäre. Inzwischen denke ich darüber viel weniger nach, sondern mache einfach, ganz selbstverständlich und eigentlich ist es nie komisch. Und auch die Beziehung zu meinen Aupair-Mädels hat sich verändert. Aus Bekannten, mit denen man eine aufregend und tolle Zeit teilt, sind richtige Freundinnen geworden, mit denen man über alles sprechen kann und die einen so gut kennen, dass sie einem ohne Probleme ein perfektes Geburtstaggeschenk besorgen und die man inzwischen auch mit den meisten ihrer Stärken und Schwächen erleben durfte. 3. Und schlussendlich habe auch ich mich verändert. Ich bin keiner neuer Mensch geworden (Zum Glück!), aber ich war so ein krasser Sicherheitsmensch, ich habe wöchentliche Rituale, gewohntes Essen, gewohnte Menschen und Umgebungen geliebt. Und ja, dass tue ich teilweise sicher auch noch immer. Aber ich bin selbstständiger geworden, verantwortungsbewusster, offener, spontaner und mutiger. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich so froh bin, dass ich den Schritt aus meiner Komfortzone gewagt habe. Stockholm ist jetzt schon ein zweites Zuhause geworden, an dem ich zwar nicht langfristig leben möchte, aber an das ich sicher immer gerne zurückkommen werde. Und ich werde jeden weiteren Tag dieser wertvollen Erfahrung genießen, auch wenn es die Tage gibt, an denen ich zwischendurch denke, dass gerade Zuhause sicher auch ganz schön wäre.
































































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